Der Wald ist ein komplexes Ökosystem, das weit mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen darstellt. Seine Stockwerke bestehen aus unzähligen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten, die in einem Gleichgewicht miteinander leben. So übernimmt er zahlreiche Funktionen, die nicht nur ökologisch sondern auch für uns Menschen von essenzieller Bedeutung sind. Wälder bieten Lebensraum, filtern die Luft, reduzieren Lärm, schützen den Boden, reinigen und speichern Wasser. Zudem stehen sie in enger Beziehung zum Klima, da sie Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und Sauerstoff freisetzen. Für uns Menschen ist der Wald nicht nur ein vielseitiger Arbeitsplatz und auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft wichtiger Rohstofflieferant. Er hat eine ebenso große Bedeutung für unsere Erholung, Freizeit und Gesundheit. Jedoch stehen Wälder weltweit aktuell unter großem Druck. Die globale Entwaldung, hauptsächlich durch landwirtschaftliche Expansion, hat dazu geführt, dass seit 1990 etwa 420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen sind.
In Deutschland ist die Waldfläche mit etwa einem Drittel der Landesfläche zwar stabil, doch auch hier sind die Wälder, vor allem durch den Klimawandel, bedroht. Häufigere Extremwetterereignisse und Schädlinge, wie der Borkenkäfer, setzen das ökologische Gleichgewicht unter Druck. Besonders in Waldgebieten, die aufgrund ehemaliger Vorgehensweisen in der Forstwirtschaft aus nicht naturnahen Monokulturen bestehen, haben die sich verändernden Umweltbedingungen zu großflächigem Absterben ganzer Wälder geführt.
Die Pflege und der Schutz der Wälder sind daher nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen.
In Deutschland gibt es verschiedene Waldtypen auf, wobei aktuell rund 79 Prozent Mischwälder sind (Stand 2022). Durch die notwendige Anpassung an den Klimawandel wird in Zukunft angestrebt, den Anteil der Mischwälder weiter zu erhöhen. Diese gelten als widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen, Krankheiten und Schädlingen.
Besitzverhältnisse des Waldes in Deutschland (Stand 2022): Etwa 48 Prozent des deutschen Waldes befinden sich in Privatbesitz, 22 Prozent gehören Körperschaften wie Gemeinden oder Kirchen, 32 Prozent sind Staatswälder, die den Bundesländern gehören, und etwa 3 Prozent des Waldes sind im Besitz des Bundes. Solche Strukturen beeinflussen maßgeblich die Art und Weise, wie Wälder bewirtschaftet werden. Die Privatwaldflächen in Deutschland sind meist klein strukturiert und zersplittert. Die forstfachliche Beratung und Unterstützung der Klein- und Kleinstwaldbesitzenden, insbesondere zur Anpassung an den Klimawandel, ist eine bedeutsame Aufgabe für die zukünftige Waldpolitik.
Wälder bieten zahlreiche Leistungen, die für das Leben auf der Erde unverzichtbar sind. Diese sogenannten Ökosystemleistungen umfassen sowohl direkte als auch indirekte Nutzen für den Menschen. Sie lassen sich in vier Hauptkategorien unterteilen:
...umfassen die Bereitstellung von Ressourcen wie Holz, Wasser und Nahrungsmitteln. In Deutschland produziert der Wald jährlich 70 bis 80 Millionen Kubikmeter Holz, was einem erheblichen wirtschaftlichen Wert entspricht. Hinzu kommt die Versorgung mit Trinkwasser, da etwa zwei Drittel des deutschen Trinkwassers aus Waldgebieten stammen.
...beziehen sich auf die Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten, die der Wald bietet. Millionen von Menschen nutzen ihn zum Wandern, Radfahren oder einfach zum Entspannen. Die Bedeutung dieser Dienstleistungen wird oft unterschätzt, doch der Erholungswert der Wälder in Deutschland wird auf etwa 180 Euro pro Hektar geschätzt. Dabei spielt die indirekte Entlastung des Gesundheitssystems eine große Rolle.
...beinhalten den Einfluss auf das Klima, die Regulierung des Wasserhaushalts und den Schutz vor Naturgefahren. Wälder binden große Mengen Kohlenstoffdioxid und tragen so erheblich zum Klimaschutz bei. Studien schätzen, dass die CO₂-Speicherfunktion deutscher Wälder einen jährlichen Wert von etwa 465 Euro pro Hektar Wald hat.
...sind solche, die die anderen Dienstleistungen erst ermöglichen, wie etwa Nährstoffkreisläufe und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Diese Leistungen sind nur schwer direkt zu quantifizieren, aber sie bleiben die Grundlage für die Funktionalität aller anderen Ökosystemdienstleistungen.
Insgesamt beläuft sich der geschätzte jährliche ökonomische Wert aller Ökosystemleistungen deutscher Wälder auf etwa 15 bis 20 Milliarden Euro. Diese grobe Schätzung zeigt, wie immens ihr Beitrag zur Gesellschaft ist, auch wenn viele dieser Werte nicht direkt in Geld messbar sind. Ein gesunder Wald bleibt also unbezahlbar!
Biodiversität, also die Vielfalt des Lebens, ist ein zentraler Bestandteil eines gesunden Waldes. Ein Wald mit hoher Biodiversität beherbergt eine Vielzahl von Pflanzen-, Tier-, Pilz- und Mikroorganismenarten, die alle miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig beeinflussen. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass das Ökosystem stabil und widerstandsfähig gegenüber Veränderungen und Störungen bleibt. In Deutschland finden sich in Wäldern etwa 2.900 Pflanzenarten, 1.000 verschiedene Moose und Flechten sowie unzählige Pilze und Mikroorganismen. Hinzu kommen mehr als 6.000 Tierarten, darunter zahlreiche Insekten, Vögel, Säugetiere und Amphibien. Viele dieser Arten sind auf den Lebensraum Wald angewiesen und würden ohne ihn aussterben.
Eine hohe Biodiversität hat nicht nur einen ökologischen Wert, sondern auch einen direkten Nutzen für den Menschen. Artenreiche Wälder sind produktiver, sie können besser CO₂ speichern, Wasser reinigen und bieten mehr Ressourcen. Zudem erhöht die Vielfalt an Arten die Anpassungsfähigkeit des Waldes an den Klimawandel und andere Umweltveränderungen.
Doch die Biodiversität in den Wäldern ist gefährdet. Monokulturen, in denen nur eine Baumart wächst, bieten weniger Lebensraum für spezialisierte Arten. Auch der Klimawandel setzt vielen Arten zu, die auf bestimmte Umweltbedingungen angewiesen sind. Deshalb ist es wichtig, Wälder so zu bewirtschaften, dass ihre Artenvielfalt erhalten bleibt. Maßnahmen wie der Erhalt von Totholz, der Schutz von alten Baumbeständen und die Förderung von Mischwäldern tragen dazu bei, die Biodiversität zu sichern.
Häufige Tierarten sind z. B. Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse, Dachse, Eichhörnchen, Fledermäuse, Baummarder und mehrere Mäusearten. Seltene Tierarten sind z. B. Wölfe, Luchse, Siebenschläfer, Wildkatzen, Biber, Auerhuhn – vereinzelt auch wieder Wisente, Elche und Geier.
Langfristig hängt das Überleben vieler Arten davon ab, wie gut es gelingt, den Lebensraum Wald zu schützen und zu bewahren. Ein artenreicher Wald ist nicht nur schöner anzusehen, sondern auch ein stabileres und gesünderes Ökosystem.
Der Wald bietet eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in unterschiedlichen Bereichen, die oft nicht sofort sichtbar sind. Von Förster:innen bis hin zu Naturschutzbeauftragten und Umweltpädagog:innen – der Wald bildet das Arbeitsumfeld vieler Berufe, die alle einen wichtigen Beitrag zum Erhalt sowie zur Pflege unserer Wälder und somit zur Gesellschaft leisten. In allen unten beschriebenen Sektoren lassen sich interessante Anknüpfpunkte sowie wichtige Akteure und Institutionen für eine erfolgreiche Kooperation in euren eigenen Wald-Projekten finden.
...ist ein zentraler Bereich, in dem Fachleute Bäume pflanzen, pflegen und ernten. Diese Arbeit umfasst die Kontrolle der Waldgesundheit, die Planung von Aufforstungsprojekten und die Bewirtschaftung von Holzressourcen. Förster:innen tragen maßgeblich zur nachhaltigen Nutzung der Wälder bei und sorgen dafür, dass Holz als erneuerbare Ressource effizient genutzt werden kann.
...fördern den Schutz und Erhalt der Wälder. Sie erstellen Schutzkonzepte, überwachen den Zustand der Wälder und arbeiten mit der Öffentlichkeit zusammen, um Bewusstsein für den Umweltschutz zu schaffen. Ihre Aufgabe ist, den Wert der Biodiversität und die Bedeutung eines gesunden Ökosystems zu vermitteln.
...schafft zahlreiche Arbeitsplätze in der Verarbeitung von Holzprodukten, vom Bau über Möbel bis hin zu Papier und anderen Nebenprodukten. Sie ist direkt mit der nachhaltigen Nutzung der Wälder verbunden und bietet wirtschaftliche Anreize für die Pflege und Bewirtschaftung von Waldflächen.
...bilden einen weiteren Sektor, in dem Wälder unterschiedliche Arbeitsplätze ermöglichen. Waldexpert:innen aller Art sind häufig Ansprechperson für Besucher:innen und sorgen für den Erhalt und die Pflege von Wanderwegen oder unterschiedlichsten Freizeitbereichen.
Insgesamt zeigt sich, wie vielfältig die Möglichkeiten im Wald sind und wie wichtig es ist, diese Berufe für die Zukunft zu stärken und auszubauen. Der Wald ist also nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein bedeutender Arbeitsplatz, der viele Aspekte des Lebens aufgreift.
Die Jagd ist in Deutschland seit Jahrhunderten fest verankert und spielt eine wichtige Rolle im Management unserer Wälder. Ihre Bedeutung geht jedoch weit über die bloße Gewinnung von Wildfleisch oder als Freizeitaktivität hinaus. Der Erhalt eines Jagdscheins unterliegt einer staatlichen Sachkundeprüfung und es gelten konkrete Jagdzeiten und -quoten. Eine fachgerechte Jagd trägt wesentlich zum Natur- und Klimaschutz bei und ist ein integraler Bestandteil der nachhaltigen Waldbewirtschaftung.
Ein zentrales Ziel der Jagd ist die Regulierung von Wildbeständen, insbesondere von Arten wie Rot-, Damm- und Schwarzwild. Ohne jagdliche Eingriffe könnten sich diese Tiere in vielen Regionen Deutschlands so stark vermehren, dass es zu erheblichen Schäden in den Wäldern führen würde. Übermäßiger Wildverbiss beeinträchtigt die natürliche Verjüngung des Waldes sowie Bemühungen des aktiven Aufforstens.
Eine ausgewogene Wildpopulation trägt dazu bei, dass sich verschiedene Baumarten erfolgreich etablieren können, was die Biodiversität im Wald fördert. Dies ist besonders wichtig für den Erhalt naturnaher Waldökosysteme, die widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels sind.
Ein gesunder, vielfältiger Wald kann mehr CO₂ binden und ist widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels, wie Trockenheit und Stürme. Die Jagd trägt zur Erhaltung dieser Widerstandsfähigkeit bei, indem sie hilft, die Balance zwischen Wildtieren und Waldvegetation zu wahren. Dadurch wird sichergestellt, dass der Wald seine Funktion als Kohlenstoffspeicher weiterhin effektiv erfüllen kann.
In Deutschland wird die Jagd streng reguliert und ist Teil eines umfassenden Naturschutzkonzepts. Zudem engagieren sich viele Jäger:innen aktiv im Naturschutz, indem sie Lebensräume für Wildtiere schaffen, Hecken und Biotope pflegen oder sich an Projekten zur Wiederansiedlung bedrohter Arten beteiligen.
Wälder spielen eine bedeutende Rolle für das Wohlbefinden der Menschen. Ein regelmäßiger Aufenthalt im Wald sowie Waldnähe im alltäglichen Leben haben zahlreiche positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit.
Studien zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur, insbesondere im Wald, den Stresspegel senken, das Immunsystem stärken und die Herzfrequenz sowie den Blutdruck senken kann. Die sogenannte „Waldbad-Therapie“ oder Shinrin-Yoku, die aus Japan stammt, hat gezeigt, dass der Aufenthalt in bewaldeten Umgebungen die Produktion von Stresshormonen reduziert und die allgemeine Lebensqualität verbessert.
Wälder bieten ideale Bedingungen für körperliche Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Joggen. Regelmäßige Bewegung im Freien trägt zur Verbesserung der Fitness bei und hilft, chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Die natürliche Umgebung im Wald kann zudem motivierender, aber auch herausfordernder, sein als das Training in einem Fitnessstudio.
Die ruhige Umgebung des Waldes bietet einen Rückzugsort vom stressigen Alltag. Die Geräusche des Waldes, wie das Rauschen der Blätter und das Zwitschern der Vögel, tragen zur mentalen Erholung bei. Studien belegen, dass der Aufenthalt im Wald das Risiko von Depressionen und Angstzuständen senken kann und die allgemeine geistige Gesundheit fördert.
Neben der Gesundheitsförderung sind Wälder auch ein beliebter Ort für Freizeitaktivitäten. Ob bei einem Spaziergang, einer Familienwanderung oder beim Camping – der Wald bietet vielfältige Möglichkeiten zur Erholung und zur gemeinsamen Zeitgestaltung. Die natürliche Schönheit und Ruhe fördern nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern stärken auch soziale Bindungen und ermöglichen qualitativ hochwertige Erlebnisse in der Natur.
Wälder sind nicht nur Stätten der Erholung und Gesundheit, sondern auch wertvolle Lernumgebungen, die wichtige Bildungserfahrungen bieten und oft über die traditionelle formelle Bildung hinausgehen. Speziell die Waldpädagogik ermöglicht ein praktisches und erfahrungsbasiertes Lernen, das durch direkte Interaktion mit der Natur bereichert wird.
Die Nutzung des Waldes für Gesundheit, Freizeit und Wissensvermittlung hat daher nicht nur individuelle Vorteile, sondern auch eine große gesellschaftliche Bedeutung. Indem wir die Wälder schützen und für alle Menschen zugänglich halten, tragen wir zur ganzheitlichen Förderung ihrer Gesundheit bei und stärken mit authentischen Naturerfahrungen ein handlungsorientiertes Umweltbewusstsein.