Wälder spielen eine entscheidende Rolle im globalen Klimaschutz, da sie mit der Fotosynthese große Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern können. Dieser Prozess der Kohlenstoffbindung macht Wälder, neben Mooren oder den Ozeanen, zu einem der wichtigsten natürlichen Kohlenstoffspeicher auf unserem Planeten. In Deutschland binden die Wälder jährlich rund 60 Millionen Tonnen CO₂. Jedoch deckt das nur ca. 3 Prozent der jährlichen Emissionen ab. Trotzdem verdeutlichen diese Zahlen die große Bedeutung von Wäldern als Kohlenstoffspeicher. Insbesondere alte Wälder und Wälder mit einer hohen Baumdichte sind besonders effizient in der Kohlenstoffbindung.
Als Wachstumsgrundlage beziehungsweise zur Nahrungsbeschaffung läuft in Grünpflanzen ein ganz besonderer chemischer Prozess ab – aus Wasser, Kohlenstoff und Lichtenergie wird Glucose, also Traubenzucker. So nehmen auch Bäume während der Fotosynthese über ihre Blätter CO₂ aus der Luft auf und wandeln es für den Aufbau neuer Biomasse in Glucose um. Der dabei übrig bleibende Sauerstoff (O₂) wird wieder freigesetzt. Der Kohlenstoff (C) wird nach dem Verbrauch der Glucose im Baumstamm, in Blättern und Wurzeln gespeichert. Zudem werden abgestorbene Pflanzenteile von Bodenorganismen zu Bodenkohlenstoff abgebaut, wodurch auch im Waldboden Kohlenstoff gebunden wird.
Ein gesunder Wald kann über Jahrhunderte hinweg Kohlenstoff binden, wodurch er als „Kohlenstoffsenke“ fungiert und so zur Verlangsamung des Klimawandels beiträgt. Ein nicht intakter Wald kann folglich zur Kohlenstoffquelle werden. Umso wichtiger zeigt sich eine naturnahe Waldbewirtschaftung in artenreichen Mischbeständen. Alle Ökosystemleistungen eines Waldes müssen gleichwertig betrachtet und langfristig sicherstellt werden.
Wenn Wälder abgeholzt oder durch Brände, Stürme oder andere Faktoren zerstört werden, wird der in den Pflanzen gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt, was zur Erhöhung der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre beiträgt. Dies verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt und beschleunigt den globalen Klimawandel.
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels, dessen negativen Folgen sich bereits weltweit auf Mensch und Natur auswirken, wird die Rolle der Wälder als Kohlenstoffspeicher in Zukunft immer größer. Strategien zur Erhöhung der Kohlenstoffbindung umfassen die Aufforstung degradierter Flächen, die Wiederherstellung von Mooren und die Einführung von Agroforstsystemen, bei denen Bäume in landwirtschaftliche Flächen integriert werden. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, den globalen Kohlenstoffkreislauf positiv zu beeinflussen und den Klimawandel einzudämmen.
Um die Funktion der Wälder als Kohlenstoffspeicher langfristig zu sichern, ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung unerlässlich. Dazu gehört die Aufforstung, der Schutz von alten Wäldern und die Pflege von Mischwäldern, die besonders widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels sind. Durch die nachhaltige Nutzung von Holzprodukten kann der gespeicherte Kohlenstoff auch über die Lebensdauer von Holzprodukten hinaus gebunden bleiben.
Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar, und seine Auswirkungen auf die Natur und den Menschen sind bereits spürbar. Wissenschaftliche Prognosen zeigen, dass sich diese Veränderungen bis zum Jahr 2100 deutlich verstärken werden, wenn keine wirksamen Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergriffen werden. Schon jetzt ist klar, dass Wälder erheblich von den veränderten klimatischen Bedingungen beeinflusst werden. Somit stehen auch seine Ökosystemleistungen unter Druck.
Prognosen des Weltklimarats (IPCC) gehen davon aus, dass die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um 1,5 bis 4,5 Grad Celsius ansteigen könnte – abhängig von den globalen Emissionsszenarien. Selbst bei einem optimistischen Szenario, bei dem die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann, sind erhebliche Auswirkungen auf natürliche und menschliche Systeme zu erwarten.
In vielen Regionen wird es häufiger zu extremen Wetterereignissen wie Starkregen oder Dürren kommen. Besonders in Deutschland könnten die Sommer trockener und die Winter feuchter werden, was gravierende Folgen für die Land- und Forstwirtschaft sowie unsere Wasserressourcen hätte.
Steigende Temperaturen, häufigere Dürren und extremere Wetterereignisse können die Fähigkeit der Wälder, CO₂ aufzunehmen, erheblich schwächen. Absterbende Bäume und vermehrte Waldbrände setzen bereits gespeicherten Kohlenstoff wieder frei, was den Klimawandel weiter anheizt.
Trockenstress, Schädlingsbefall und Stürme gefährden viele Baumarten und damit die gesamte Artenvielfalt im Wald. Ein Rückgang der Biodiversität wirkt sich negativ auf andere Ökosystemleistungen aus, wie etwa die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserregulierung.
Durch den Klimawandel bedingte Veränderungen der Niederschlagsmuster und verstärkte Trockenperioden können die Fähigkeit der Wälder zur Wasserregulierung beeinträchtigen. Dies erhöht das Risiko von Hochwassern und verringert die Verfügbarkeit von Wasser in Trockenzeiten.
Gesunde Wälder schützen den Boden vor Erosion, indem sie ihn durch ihre Wurzeln stabilisieren. Durch den Klimawandel geschwächte Wälder können diese Schutzfunktion verlieren, was zu verstärkter Bodenerosion führt und die Fruchtbarkeit des Bodens mindert. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern auch auf die Fähigkeit der Wälder, als Lebensraum und Kohlenstoffspeicher zu funktionieren.
Ein gesunder Wald ist entscheidend für den Klimaschutz, die Biodiversität und das Wohlbefinden der Menschen. Daher ist es von größter Bedeutung, Wälder zu schützen, zu pflegen und ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel zu stärken. Die genannten Herausforderungen zeigen, dass die heutige Forstwirtschaft nicht nur eine ökonomische, sondern vor allem eine ökologische Verantwortung trägt. Doch wir sind alle gefragt, wenn es darum geht, nachhaltig zu handeln. Nur so können wir unsere Lebensgrundlagen auch für zukünftige Generationen sichern.
Die oben erläuterten Herausforderungen durch die, sich wandelnden, Klimabedingungen für Wälder ist es notwendig, veraltete Muster in der Forstwirtschaft zu überdenken. Fairerweise muss man aber sagen, dass dieser Prozess bereits seit Jahrzehnten voranschreitet. Längst ist klar, dass ein gesunder und stabiler Wald keine rein wirtschaftsorientierte Monokultur sein darf. In einer naturnahen Forstwirtschaft versteht man daher Wald als vielseitiges Ökosystem. Seine Selbststeuerungskräfte werden sowohl zur Rohstofferzeugung als auch zur Sicherstellung seiner ökologischen und sozialen Funktionen genutzt.
In der damaligen konventionellen Forstwirtschaft wurden räumlich getrennte Flächen mit Baumbeständen der gleichen Altersklasse im Zyklus von Pflanzung, Pflege und Kahlschlag bewirtschaftet. Die meisten Wälder waren Reinbestände – also mit nur einer dominierenden Baumart, die im schlimmsten Fall nicht standortgerecht ausgewählt wurde. Diese forstlichen Kulturen werden mittlerweile in naturnahe, klimastabile Wälder umgebaut. Dabei gelten Kriterien für eine sinnvolle Baumartenwahl, die weiter unten beschrieben werden. In einer naturnahen Forstwirtschaft hat die sogenannte Naturverjüngung Vorrang gegenüber der gezielten Neupflanzung von Bäumen. Das heißt, der Baumnachwuchs stammt vorwiegend von herabgefallenen oder angeflogenen Samen von umstehenden Bäumen bzw. aus der natürlichen vegetativen Vermehrung innerhalb des Ökosystems. Zudem wird auf den Einsatz von ökosystemfremden Stoffen, wie Dünger und Bioziden, verzichtet. Auch die Schonung der Waldböden, beispielsweise beim Einsatz schweren Geräts, gilt hier als wichtiges Prinzip.
Der Wald ist Teil der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft. Die Naturnähe beschreibt, wie sehr die Baumarten-Zusammensetzung eines Waldes der heutigen potenziellen natürlichen Vegetation entspricht. Deutschland wäre von Natur aus überwiegend von der Buche geprägt (ca. 74 % Buchenwälder und 16 % Eichenwälder). Weniger naturnahe zeigen eine geringere Vitalität und Widerstandskraft gegenüber Schaderregern, Trockenheit, Sturm und anderen Stressfaktoren, wie Luftverunreinigungen oder Klimaveränderung. Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur zeigen aus welchen Baumarten und Waldtypen unsere Wälder tatsächlich zusammensetzen. Ein positives Signal: Durch waldbauliche Umbaumaßnahmen der letzten Jahrzehnte steigt die Naturnähe unserer Wälder langsam, aber stetig an. Mehr dazu findet Ihr auf unseren Lernplakaten.
Im Naturschutzmanagement werden zwei gegensätzliche Ansätze unterschieden: Segregation versus Integration. Während eine Segregation die räumliche Trennung von Produktionsfläche und Schutzgebieten bedeutet, setzen integrative Ansätze auf die Kombination aus Naturschutz und Forstwirtschaft auf einer Fläche beziehungsweise auf räumliche Nähe von Naturschutz- und Produktionsflächen mit direkter Vernetzung. Die SDW unterstützt die Integration. Wir sehen in einer Waldbewirtschaftung, die zeitgemäß, naturnah und nicht einseitig ausgerichtet ist, den Garanten für eine nachhaltige Sicherung aller Waldfunktionen. Eine forstwirtschaftliche Nutzung ist mit weitreichenden Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt vereinbar, wie die Wissenschaft und bisherige Erfahrungen unter Beweis stellen.