Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Bundesverband e.  V.
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Eichenprozessionsspinner in Startposition

Die kühleren Temperaturen im April haben den Entwicklungsprozess der Raupen etwas verlangsamt. Aktuell beginnen sie zu schlüpfen. Im vergangenen Jahr gab es bundesweit viele Gespinstnester mit Eiablagen. Experten erwarten eine ähnlich große Plage wie im vergangenen Jahr. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind für Menschen gefährlich. Sie lösen durch ihre Haare starke Hautausschläge und Allergien aus und müssen beseitigt werden. Die Städte und Kommunen versuchen, die Ausbreitung einzudämmen.

Wer sind sie?

Die Eichenprozessionsspinner (EPS) sind nachtaktive Schmetterlinge, deren Raupen sich bevorzugt von jungem Eichenlaub ernähren. Ab Ende April/Anfang Mai schlüpfen die Raupen, fressen das frische Laub und ab Ende Mai gehen sie auf ihre typische prozessionsartige Wanderschaft. An den Bäumen bilden sie gespinstartige Nester an einer oder mehreren Stellen im Baum aus, im Gegensatz zu den ungefährlichen Gespinstmotten, die den gesamten Baum oder Busch einspinnen. Nach der Verpuppung schlüpfen die graubraunen Schmetterlinge. Bereits im Herbst bilden sich die Jungraupen und überwintern im Ei.

Wo kommen sie vor?

Sie lieben warme und besonnte Stellen und sind daher am Waldrand, in Alleen, in Parks und Gärten anzutreffen. Fraßschäden sind ab Mitte Mai deutlich sichtbar. Einmaliger Kahlfraß kann in der Regel durch den Johannistrieb, dem zweitem Blattaustrieb an Laubbäumen, gegen Ende Juni kompensiert werden. Bei einer Häufung von Fraßjahren, zusammen mit der Trockenheit, können die Eichen auch absterben. Aktuell versuchen die Kommunen und Städte, die Ausbreitung einzudämmen. Allerdings ist das Auffinden der Nester nicht einfach, da die Eier in den Kronen der Eichen liegen.

Wann wird es gefährlich?

Ein besonderes Gefährdungspotential besteht von Ende Mai bis in den September. Ab der dritten Häutung ist die Raupe mit über 600.000 Brennhaaren übersät. Diese besitzen Widerhaken und sind mit dem Nesselgift Thaumetopein gefüllt. In abgeschwächter Form besteht die Gefahr ganzjährig. Die Brennhaare werden beim Häuten abgestreift und können vom Wind verbreitet werden. Alte Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners sind ebenfalls das ganze Jahr über gefährlich.

Was kann passieren?

Die mikroskopisch kleinen Härchen haben Widerhaken und brechen leicht. Ihr enthaltenes Nesselgift ist für Menschen und Tiere gefährlich. Bei Berührung kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Einem Juckreiz folgen oft Hautentzündungen. Sie reichen von lokalen Hautausschlägen bis zu Quaddeln am ganzen Körper, Bronchitis, Asthma, Schwindel, Fieber und selten allergischen Schock. Häufig kommt es zur Reizung der Schleimhäute der Augen und Atemwege.

Was sollten Sie tun?

Entdecken Sie ein Gespinstnest, sollten Sie sich umgehend von dem Baum entfernen. Nach einem Aufenthalt in Befallsgebieten empfehlen die Expert*innen zu duschen, die Kleidung zu wechseln und zu waschen. Treten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen allergische Reaktionen auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Symptome können mit kortisonhaltigen Salben oder Antihistaminika abgemildert werden.

Als nächsten Schritt: Melden Sie bitte Ihre Beobachtung in den Wäldern dem zuständigen Forstamt oder bei Befall außerhalb des Waldes der Kommune!

Mögliche Bekämpfung

  1. Aufgrund der Gefahr für Mensch, Hund und andere Tiere wurde und wird in vielen Gebieten von Fachleuten mit Bioziden vorgegangen oder punktuell mit dem Absaugen der Raupen gearbeitet. Bei dem Biozid handelt es sich um „Dipel ES“ oder „Foray ES“. Es enthält das Bakterium Bacillus thuringensis, das die Darmwand des Eichenprozessionsspinners schädigt und zum Absterben der Raupen führt.
  2. An weiteren Abwehrmaßnahmen, vor allem für einzelne Bäume in Stadtgebieten, wird gearbeitet. Eine erfolgsversprechende Methode verwendet 97 Grad heißes Wasser. Die Hitze zerstört die Eiweißstrukturen im Nesselgift und deaktiviert dadurch auch die Gefährlichkeit der verbliebenen Brennhaare.
  3. Auch ein neuer Schaumeinsatz ist im Versuchsstadium. Bei dieser Methode arbeitet man ganz ohne Schutzanzug und besprüht den Baum großflächig. Der Schaum isoliert, hält die Hitze länger und erreicht auch Raupen außerhalb des Nestes.
  4. In Worms läuft ein Versuch mit dem Einsatz kleiner Fadenwürmer. Sie sind in der Lage, in die Raupen einzudringen und sie zu töten. Die Würmer werden mit Hilfe eines speziellen Fahrzeugs mit Sprühsystem in die Baumkronen der Eichen gespritzt.
  5. Die Raupen stehen auf dem Speiseplan von Blau- und Kohlmeisen. Mit dem Aufstellen von Nistkästen an Eichen können sie auf natürliche Weise dezimiert werden.

Tipps für den Schutz

Schon bei Verdacht eines Gifthaarkontakts können folgende Maßnahmen helfen:

  • Kleidung umgehend im Freien (!) wechseln, Schuhe nass reinigen
  • Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen
  • Sichtbare Raupenhaare mit einem Klebstreifen entfernen
  • Gründliche Dusche mit Haarreinigung und Augenspülung mit Wasser
  • Betroffene Gegenstände - wie das Auto - waschen und saugen
  • Bei Hautreaktionen sollte der Hausarzt aufgesucht werden, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren

Quelle: ECARF (Europäische Stiftung für Allergieforschung)

SDW: Vor fast 75 Jahren am 5. Dezember 1947 wurde die SDW in Bad Honnef gegründet und ist damit eine der ältesten deutschen Umweltschutzorganisationen. Heute sind in den 15 Landesverbänden rund 25.000 aktive Mitglieder organisiert. Neben Waldschutz und Baumpflanzungen ist das Begeistern von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen für den Wald und den Waldschutz ein Schwerpunkt der Arbeit.

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