Die Auswertungen der neuen von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) beauftragten Jugend-Wald-Studie 2023 zeigen, dass die Jugend großes Interesse am Wald hat. Für 87 Prozent der Befragten gehört der Wald zu einem guten Leben dazu. Für fast so viele stehen die ökologischen Funktionen am stärksten im Fokus. Auch die Bereitschaft zu persönlichem Engagement ist vorhanden. Je nach Aufwand liegen hier die Zahlen zwischen 89 Prozent (Recyclingpapier kaufen) und 26 Prozent für die Teilnahme an gemeinsamen Aktionen.
Bildung und Erfahrung prägen
Die Jugend-Wald-Studie 2023 zeigt, dass die Beziehung zum Wald stark vom Zugang zum Wald in der Kindheit abhängt. Junge Erwachsene, die in der Nähe eines Waldes aufgewachsen sind oder oft im Wald waren, sind bereiter, ihn zu schützen. Entscheidend sind auch der Bildungshintergrund und die Migrationsbiografie der Familie.
Großes Interesse an der Ökologie
Primär wird der Wald von jungen Erwachsenen als Naturraum wahrgenommen, der für seine Vielfalt und Wildnis geschätzt wird. Für weit über 80 Prozent der Befragten ist der Wald ein attraktiver Freizeitort. 17 Prozent sind täglich oder mehrmals pro Woche im Wald, knapp 40 Prozent mehrmals im Monat. Ein rücksichtsvoller Umgang mit dem Wald ist ihnen daher wichtig. Deshalb sprechen sie sich für eine schonende und nachhaltige Waldbewirtschaftung aus.
Junge Menschen schätzen weniger die gesellschaftlichen und kaum die ökonomischen Funktionen des Waldes. Die Rolle des Waldes als Rohstofflieferant wird bisher kaum gesehen.
Zustand des Waldes wird kritisch bewertet
Den Zustand der Wälder in Deutschland bewerten junge Erwachsene als schlecht. Sie befürworten die Ausweitung der Waldfläche und sprechen sich für stärkere Einschränkungen beim Betreten ökologisch wertvoller Bereiche aus. Als größte Bedrohung der Wälder wird jedoch das Wegwerfen von Abfall beziehungsweise die illegale Entsorgung von Müll gesehen. Aber auch die sichtbaren Folgen des Klimawandels motivieren junge Menschen, sich für den Wald zu engagieren.
Bereit für Waldengagement
Junge Erwachsene sind bereit, sich zum Schutz des Waldes einzusetzen, wenn es mit geringem (auch finanziellem) Aufwand verbunden ist. Auch junge Erwachsene mit geringem ausgeprägtem Verantwortungsgefühl zeigen eine gewisse Bereitschaft für ein Engagement, wenn dieses wenig anspruchsvoll ist.
Anhand der verschiedenen Einstellungen zum Wald, zu seiner Nutzung und seinem Schutz konnten drei Typen identifiziert werden: Die Naturwald-Liebhaber:innen, die Pragmatischen Waldfreund:innen und die Gleichgültigen Waldfernen.
Die Naturwald-Liebhaber:innen haben eine starke, emotionale Verbundenheit mit dem Wald, präferieren den ‚wilden‘ Wald und deutliche Vorbehalte gegenüber einer stärkeren wirtschaftlichen Nutzung. Sie fordern mehr Anstrengungen zum Schutz heimischer Wälder. Für sie haben die ökologischen und die gesellschaftlichen Funktionen des Waldes einen besonders hohen Stellenwert.
Die Pragmatischen Waldfreund:innen schätzen den Wald als Ort für eigene Aktivitäten. Eine stärkere wirtschaftliche Nutzung des Waldes mit ökologischer Ausrichtung wird befürwortet. Der Schutz heimischer Wälder wird vielfach für ausreichend gehalten. Persönlicher Einsatz für den Schutz des Waldes ist weiterverbreitet als bei den anderen Typen. Auch die Bereitschaft, sich zukünftig zu engagieren, ist hoch.
Bei den Gleichgültigen Waldfernen sind das Interesse am Wald und ihre emotionale Bindung an ihn deutlich geringer. Die wirtschaftliche Nutzung wird hingenommen. Der Rückhalt für zusätzliche Maßnahmen zum Schutz heimischer Wälder oder zur Vergrößerung der Waldfläche ist vergleichsweise gering.
Zukünftige Schwerpunkte für die Bildungsarbeit:
- Walderfahrungen und waldbezogene Bildung müssen frühzeitig und fortdauernd im Bildungssystem verankert werden.
- Die Aufklärung für die Notwendigkeit einer nachhaltigen Waldwirtschaft und Holznutzung muss verbessert werden.
- Die Zugangsmöglichkeiten für Waldbesuche müssen für alle gesellschaftlichen Gruppen verbessert und die (Freizeit-) Angebote im Wald ausgebaut werden.
- Angebote zum Engagement müssen flexibel, vielfältig und niedrigschwellig, unter Berücksichtigung der Interessen junger Erwachsener, gestaltet werden.
- Die Teilhabe und Einbindung von jungen Erwachsenen an politischen Prozessen für den Wald der Zukunft sind konsequent und dauerhaft zu gewährleisten.
- Junge Erwachsenen müssen eine Wirkungsmacht erhalten, indem ihnen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt und sie bei aktiven Maßnahmen einbezogen werden.
Hintergrundinformationen:
Junge Erwachsene in Deutschland, im Alter von 18 bis 27 Jahren, wurden im Mai 2023 vom ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung zum persönlichen Stellenwert von Wald, ihrer Einstellung zur Nutzung sowie den Schutz von Wad und ihrer Bereitschaft zum Engagement gefragt. 1.600 haben an der Befragung teilgenommen.
Pressekontakt:
Sabine Krömer-Butz
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bundesverband e. V. (SDW)
Dechenstraße 8
53115 Bonn
Tel.: 0228 945983-5
Mail: sabine.kroemer-butz@sdw.de
Über die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW):
Am 5. Dezember 1947 wurde die SDW in Bad Honnef gegründet und ist damit einer der ältesten Naturschutzverbände in Deutschland. Heute engagieren sich in den 15 Landesverbänden rund 25.000 Mitglieder aktiv für den Wald. Waldbezogene Bildung für Kinder und Jugendliche sowie Schulungen für Erzieher:innen und Lehrkräfte bilden gemeinsam mit dem aktiven Waldschutz und -erhalt den Schwerpunkt der Arbeit. Besonders erfolgreich sind die Waldjugendspiele, Waldmobile, Waldschulen, Schulwälder, die SDW-Waldpädagogiktagungen und die erfolgreichen waldpädagogischen Projekte SOKO Wald und die Klimakönner.