Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der warm-trockenes Klima bevorzugt und sich aufgrund der Klimaveränderungen immer stärker in Deutschland ausbreitet. Die Brennhaare der Raupen sind für Mensch und Tier gefährlich und lösen allergische Reaktionen aus.
Der Eichenprozessionsspinner (EPS) kommt an allen Eichenarten vor, neben der Stiel- und Traubeneiche auch an der amerikanischen Roteiche.
Bis vor 30 Jahren beschränkte sich der Raupenfraß des Eichenprozessionsspinners auf einzelnstehende Eichen in Parkanlagen, Alleen, auf Parkplätzen oder entlang von Waldrändern. Der Schaden war gering, da die Eichen durch den Johannistrieb ein hohes Regenerationsvermögen besitzen. Seit den 90er Jahren tritt der Schädling jedoch flächig in Massenvermehrung auf.
2024 ging der Befall des Eichenprozessionsspinners zurück. Grund lag in dem kühlen und feuchten Wetter im Frühjahr. Regionale Unterschiede sind weiterhin vorhanden. Hohe Verbreitung gab es zum Beispiel in Niedersachsen, während die Anzahl der Nester in NRW weniger geworden sind.
Allgmein sind einige Bundesländer betroffen, am stärksten Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Als Insekt des Offenlandes kommt er vor allem in warm-trockenen Regionen vor und bevorzugt Einzelbäume, Bestandsränder und lichte Eichenwälder. In Trockenjahren kann es zu Massenvermehrungen kommen und dann befällt er auch jüngere Bäume und große geschlossene Waldgebiete. Die aktuellen Klimaveränderungen lassen eine weitere Ausbreitung erwarten. Die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners wird sowohl in der Stadt als auch im Wald von den zuständigen Verantwortlichen aufmerksam verfolgt. Bei Verdacht werden Waldgebiete gesperrt.
Eine Abfrage des Landesbetriebes Wald und Holz in NRW (2021) bei den Kommunen ergab, dass es im privaten/öffentlichen Grün deutlich mehr Befallsstellen und befallenen Bäume gibt als im Wald. Die Mehrheit der Kommunen hatte sich für die Bekämpfungsmethode "Absaugung" entschieden und diese in den Monaten Juni und Juli durchgeführt. Am zweithäufigsten wurden Biozide verwendet, die auf der Wirkung von Bacillus thuringiensis-Endotoxinen beruhen.
Während des Jahres besteht keine große Gefahr. Zwar können sich die übriggebliebenen Raupenhaare durch den Wind verbreiten. Wer aber auf den Waldwegen bleibt, ist kaum gefährdet.
Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer, nachtaktiver Falter, 25 bis 32 Millimeter groß, nachtaktiv und schwärmt in den Monaten Juli und August, teils bis in den September. Die Weibchen legen ihren Eivorrat – bis zu 200 Stück – innerhalb weniger Tage an ein- bis dreijährigen Zweigen, gerne an der Südseite der Bäume im obersten Kronenbereich. Die Jungraupe überwintert im Ei und kann tiefe Wintertemperaturen bis -29 Grad Celsius überstehen.
Die Raupen schließen sich kurz nach dem Schlüpfen zu den typischen „Prozessionen“ zusammen. Abends wandern sie so gemeinsam zum Fressen in die Baumkrone. Mit bis zu 30 Tieren nebeneinander können sie zehn Meter lange Prozessionen bilden.
Bei einmaligem Kahlfraß durch den Eichenprozessionsspinner verhindert die Regenerationskraft der Eichen Folgeschäden. Bei mehrjährig aufeinander folgendem starkem Fraß wird die Vitalität geschwächt, die Anfälligkeit der Bäume gegenüber weiteren Schädlingen wie Mehltau oder Eichenprachtkäfer erhöht sich. Die Folgen sind Zuwachsverluste, Ausfall der Eichenmast sowie Absterben.
Eine Vielzahl natürlicher Feinde unterstützt die Eiche, gegen den Befall anzukämpfen. Einige Feinde entfalten ihre Wirkung jedoch erst nach mehreren Jahren der Massenvermehrung. Wirksam sind Ei- und Raupenparasiten wie die Raupenfliegen und die Schlupfwespen, die den Eichenprozessionsspinner in der Endphase der Massenvermehrung stark dezimieren können. Räuberische Käferarten wie der Große und Kleine Puppenräuber sind bei hoher Dichte häufig zu beobachten, dezimieren die Schädlinge jedoch nicht nennenswert. Von den Vögeln trauen sich nur wenige Arten wie der Kuckuck und der Pirol an die giftigen Raupen.
Seit der starken Zunahme in den 90er Jahren muss der Eichenprozessionsspinner vor allem an Standorten in der Nähe von Menschen bekämpft werden.
Bei geringem Befall reicht die mechanische Bekämpfung. Diese Verfahren sind aufwändig und nicht ohne gesundheitliche Risiken für die Anwendenden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass durch mechanische Maßnahmen, die vor der Verpuppung stattfinden, nicht die gesamte Population erfasst wird. Der beste Zeitpunkt ist, wenn sich die Raupen in den Gespinsten verpuppen und immobil sind.
Der Einsatz von Insektiziden ist sorgfältig abzuwägen und muss die Belange von Natur- und Wasserschutz berücksichtigen. Dabei sollte immer der Rat von Fachleuten eingeholt werden. Wenn zum Schutz der Bevölkerung und des Baumbestandes auf Pflanzenschutzmittel zurückgegriffen werden muss, werden die biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel "Dipel ES" oder "Foray ES" bevorzugt. Sie enthalten den Wirkstoff Bacillus thuringiensis und werden teilweise mit Hubschraubern ausgebracht. Das enthaltene Bakterium wird durch den Fraß der Raupen aufgenommen und schädigt die Darmwand des Eichenprozessionsspinners. Dies führt zum Absterben der Schädlinge.
Seit 2023 wird der Beschuss mit Pheromon-Paintballs vom Zentrum für Wald und Holzwirtschaft NRW in Zusammearbeit mit England und Schweden getestet. Sie sind gefüllt mit Sexuallockstoffen, wirken artspezifisch und werden indie Baumkronen geschossen, wo die Paarung stattfindet.
Bei Verdacht eines Gifthaarkontakts können folgende Maßnahmen helfen. Bei Hautreaktionen sollten Sie sofort einen Hausarzt aufsuchen, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren!